Im Gegensatz zu den Junghelden bestreitet das aktuelle Abenteuer endlich eine Gruppe, die Recht und Gesetze ehrt. Zumindest Teile der Gruppe. Auch, wenn es sich dabei nur um eine Antimagierin und einen Golgarithen handelt. Gut, machen wir uns nichts vor: Beim Anblick dieser suspekten Subjekte würden sich jedem halbwegs moderaten Praioten die Fußnägel hochrollen…

Die „Protagonisten“: Finja, Lauriel, Ulmia, Vitus und Dragomir

Andergaster Gastfreundschaft

Die Geschichte um das erste Abenteuer dieser frisch gebackenen Heldentruppe beginnt irgendwo im nicht verzeichneten Andergaster Hinterland. In dieser unwirtlichen Wildnis begibt es sich, dass direkt zwei Personen am gleichen Fleck nach der letzten Einbeere des Sommers suchen. Bei besagten Personen handelt es sich um Lauriel Riedfeuer (ihres Zeichens Gerasimer Graumagierin) und Finja (ihres Zeichens Falknerin). Um dieses äußerst seltene Ereignis gebührend zu würdigen, erklärt Lauriel die Fremde, sich selbst, den Euler der Fremden (Rasputin) und ihren Esel (Balduin) kurzerhand zu Beeren-Buddies. Und echte Beeren-Buddies verweilen nicht lange am gleichen Ort, wenn in der Ferne ein recht schreckliches Geheul ertönt. Viel lieber suchen sie den nächstgelegenen Gasthof auf, der ob der sprießenden Andergaster Zivilisation unter den Gaststätten im Umkreis von mehreren hundert Meilen Monopolstellung haben dürfte.

In diesem Gasthof zum fröhlichen Bären erfahren die beiden neuen Gefährtinnen, dass das recht schreckliche Geheul entweder von handelsüblichen Räubern, Wölfen, Bären, Orken oder gar einem waschechten Drachen stimmen könnte. Angesichts solcher Gefahren stellt der Wirt mit Erschrecken fest, dass die beiden Damen unbegleitet und somit völlig ohne Schutz durch die Lande reisen. Er bietet den Fremden einen Tisch in einem Separee an, um die Kundschaft nicht zu verschrecken ihnen bestmögliche Privatsphäre angedeihen zu lassen.

Als wären zwei Neuankömmlinge mit fragwürdiger Herkunft und Profession nicht genug, betritt alsbald eine weitere Person die Gaststube: Die einäugige Ysiliarer/Norburger Magierin Ulmia Ysiliana verlangt nach Speis und Trank, wird als ebenfalls unbegleitet eingestuft und an das Separee verwiesen. Hier lehnt Ulmia zunächst ihre Habseligkeiten (darunter ein unbenutztes Schwert) an die Wand und gesellt sich dann an den Tisch. Nach kurzem Smalltalk stellt man fest, dass alle Gruppenmitglieder auf dem Weg nach Andrafall sind. In jenem Städtchen solle der örtliche Graf zur Hochzeit seiner Tochter ein großes Fest ausrichten. Und dieses dürfte angesichts der sprießenden Andergaster Zivilisation unter den Festivitäten im Umkreis von mehreren hundert Meilen Monopolstellung besitzen. Zum Thema Reisen merkt Ulmia noch spitz an, dass Lauriels Reisegewandung nicht dem im Codex Albyricus vorgeschrieben Kleidungsstil entspricht.

Expertin im Esel-101: Lauriel. Experte für schweigsam Rübensuppe essen: Vitus.

Die Stimmung in der Taverne trübt sich merklich ein, als ein weiterer Gast den Schankraum betritt: Vitus von Streitzig (seines Zeichens geweihter Golgarith) ordert in den knappest möglichen Worten Speis und Trank. Höchsterleichtert, endlich einen Schutzpatron für die wachsende Schar Unbegleiteter gefunden zu haben, verweist der Wirt Vitus an das Separee. Hier macht Ulmia sofort Platz, damit seine Gnaden neben Lauriel Platz nehmen und fortan ihren Eselgeschichten lauschen kann. Ob sich die Damen auf dem Weg nach Andrafall befänden und Begleitung in Anspruch nehmen wollen würden, erkundigt sich der Geweihte höflich. Ja warum eigentlich nicht – es könne ja nicht schaden und wenn er so fräge, könne man natürlich nicht ablehnen, erhält er als Antwort. Vitus bleibt äußerlich unbewegt, bekommt jedoch innerlichen Schluckauf in Erwartung vieler weiterer Eselgeschichten auf dem Weg zum Zielort.

Und die Strecke nach Andrafall zieht sich aufgrund der eventuell schon angedeuteten blühend sprießenden Andergaster Zivilisation. Man folgt der Andra bis sie als großer Wasserfall in die Tiefe rauscht. Die Stromschnellen davor können über eine rutschige Holzbrücke umgangen werden. Weniger Glück als die Heldengruppe hatte bei deren Überquerung ein tobrischer Söldner, der auf einer Bank sitzt und sich den verstauchten Knöchel massiert. Die eloquente Lauriel verwickelt den Recken prompt in ein Gespräch; auch der Knöchel lässt sich dank ihrer Heilkünste in den Griff kriegen. So erfährt man auch den Namen des neuen Gruppenmitglieds: Dragomir Kruges zu Krytzdorf. Zu fünft (zuzüglich Esel und Euler) setzt man den Weg fort.

Eine lose Zusammenkunft macht noch kein Fest

Andrafall ist eine andergastische Großstadt, wie sie im Buche steht: Knapp 100 Gebäude hinter einer massiven Holzpalisade und Tempel aller wichtigen Gottheiten außer Praios, Rondra, Efferd, Travia, Boron, Hesinde, Phex, Peraine, Ingerimm, Rahja, Tairach und dem Namenlosen. Vor den Palisaden hat sich um einen Turnierplatz mit Tribüne allerhand Gauklervolk in Zelten (temporär) niedergelassen. Die Gruppe wird von einem Herold in Empfang genommen und nach ihren Namen befragt. Anschließend wird der Fahrplan für das kommende Fest heruntergerattert: Am fünften Tag erfolge das Traviafest, davor gäbe es allerhand Wettbewerbe zur Messung körperlicher und waffenrelevanter Fähigkeiten wie Kampf zu Schwert und Schild oder Zweihänder, Zielschießen und -werfen, Tjosten und Wettrennen – auf Wettstreite des Geistes oder der Lyrik wird hier aufgrund deren kulturell niedrigen Anspruch verzichtet. Für das Fest gilt der Frieden Travias: Es dürfen weder Klinge noch Zauber gegen Teilnehmende verwendet werden. Der Gewinner der Wettstreite darf allerdings mit der Braut ein Tänzchen wagen. 

Des Weiteren erhält man Hinweise zu den Vorteilen vom Frühbuchen: Sämtliche Gasthäuser sind komplett belegt; Neuankömmlinge müssen mit einer Pritsche in Behelfszelten vorliebnehmen. Die Helden werden sogleich in einem entsprechenden Quartier untergebracht – streng getrennt nach Männlein und Weiblein durch eine blickdichte und schallteilisolierte Plane. Und weil niemand zu Beginn hochgestellte Praioten verärgert hat, dürfen sich alle Gruppenmitglieder frei im Lager bewegen. Diese Option wird direkt genutzt, um verschiedenen Geschäften nachzugehen:

  • Vitus will zum Boronanger, um seinen Auftrag zu absolvieren: Der weite Weg von Kloster Krähenwacht nach Andrafall wurde angetreten, um eine schwer erkrankte Boroni bei derzeit anstehenden Beerdigungen zu vertreten.
  • Lauriel will ihren Esel in Obhut geben und anschließend ihre Fähigkeiten als Heilerin bei der Turnierleitung feilbieten (in Erwartung gar blutrünstiger Duelle bei den Spielen – so sind sie, die freigeistigen Gerasimer Pazifisten …).
  • Dragomir beabsichtigt, sich für blutrünstige Duelle und das Wettrennen anzumelden, um sich anschließend schnell ins Zelt zurückzuziehen und sein Hab und Gut zu bewachen.
  • Finja möchte sich ebenfalls für einen Wettbewerb eintragen lassen; statt für ein Gestech jedoch lieber für das Bogenschießen.
  • Ulmia wird nach Recht sowie Ordnung sehen und bald feststellen, dass dieses Unterfangen hier mit diesen Gefährten hoffnungslos ist.

Beim Boronanger erkennt Vitus, dass die örtliche Boroni Rahjane seit Wochen wieder genesen ist und dass auch keine Beerdigungen anstehen. Angesichts dieser Umstände und ihres so gar nicht gottgefälligen Namens ist sie die Hauptverdächtige für möglicherweise noch bevorstehende Ereignisse. Das, oder die Leitung von Kloster Krähenwacht hat einfach vorgeschobene Gründe genutzt, um seinen Schützling in die weite Welt zu schicken und ihn von den traumatischen Erinnerungen der dritten Dämonenschlacht abzulenken. Etwas ratlos steht Vitus nun vor Rahjane und fragt, wie er denn sonst zu Hilfe sein könne. Rauchwerk könne er beim nächsten Tempel in Auftrag für sie geben, erwidert Rahjane. Und sonst würde man sich sicher auf dem Fest sehen. Mit diesen Worten wird der junge Golgarith zur Tür hinauskomplimentiert.

Sicher untergebracht vor den Fängen eventuell noch im Abenteuer auftauchender Prinzen: Balduin.

Der Rest der Gruppe streunt auf dem Volksfest im Aufbau umher. Die im Vergleich zur gemeinen Andergasterin überderisch schön anmutende Lauriel zieht viele Blicke auf sich und wird bisweilen mit offenem Mund von am Aufbau Mitwirkenden angegafft – zumindest solange, bis die resolute Ulmia solche Kerle mit einem „Praios zum Gruße, Müßiggang ist aller Laster Anfang!“ an ihre Aufgaben erinnert. Schließlich kann der Esel in Obhut gegeben werden. Nachdem man sich für verschiedene Wettbewerbe gegen eine saftige Startgebühr registriert hat, kehrt Dragomir zum Zelt zurück.

Bevor der Söldner Bärenfallen zur besseren Verteidigung seiner Habseligkeiten auslegen kann, betritt Vitus das Zelt. Der Golgarith gibt Dragomir mit einer hochgezogenen Augenbraue zu verstehen, dass wohl niemand das Zelt eines Geweihten ausräumen wird. Also kehren beide zurück zum Fest – nicht ohne unterwegs über ein Zwerg-/Thorwaler-Gespann zu stolpern und aus Höflichkeit (die Lex Boronia gebietet dies) Selbstgebrannten mitzutrinken.

Ahnt bereits das kommende Uhunheil: Finja.

Der andere Teil der Gruppe hat unterdessen einen Streit unter zwei Kämpfern bemerkt, bei dem es um irgendeine abhanden gekommene Sache geht. Auf Nachfrage will man aber von nichts wissen. Weil es sonst nichts zu tun gibt, belästigt man halt die lokale Gauklertruppe. Kornplotzes stellen sich als recht freundliche Gesellen heraus, die den Weitgereisten Stockbrot auftischen und ohne zu murren allen Eselgeschichten lauschen. Tiere haben sie ja selbst dabei, allerdings exotische Exemplare wie Papageien, Affen, Gruftasseln und Riesenschröter.

Um etwas zum Kuriositätenkabinett beizutragen, lässt Ulmia per Motoricus Steine durch die Luft fliegen. Das führt zu allerhand offenen Mündern und lauten Ausrufen der Überraschung bei den Kindern. Zu fortgeschrittener Stunde werden Laternen und Fackeln entzündet; alsbald kreist auch der Wein. Bis zu diesem Zeitpunkt könnte man sagen: Das Fest ist noch nicht gestartet, aber schon ein Ereignis, bei dem sich alle Anwesenden gegenseitig friedlich Freude bereiten und gute Laune haben (außer Rasputin). Tsa, Rahja und auch Travia wären ganz entzückt – und natürlich kann das so nicht bleiben.

Haben ihre Lektion gelernt und werden unbescholtene Steine künftig in Ruhe lassen: Gauklerkinder

Kleiner Vorfall in Andrafall

Aufruhr kehrt im Lager ein, als sich Fackeln vom Süden her nähern. Die Fackelträger stellen sich als berittene Eskorte vom Prinzen Wendelmir von Andergast höchstselbst heraus. Und seine Erhabenheit lässt es sich bei Aufnahme der Personalien nicht nehmen, das Dorf, dessen Bewohner und selbstverständlich auch die Braut zu beleidigen. Allen Spielern, die in Chorhop den Junggesellenabschied von seiner prinzlichen Hoheit Pydilyon Cossei’ra dyll Teremon (Herzogensohn der Zyklopeninseln und liebevoll nur mit Prinz Arsch betitelt) organisieren durften, schwant bereits Übles. Und das vollkommen zu Recht: Während der Rest der Gesellschaft noch über derart verunfallte Etiketteartistik staunt, hat der abstoßende Adelige schon die Brauteltern in eins der Befehlszelte umquartieren lassen. Und selbst deren Gemächer bezogen. Kein Wunder, dass der arme Dragomir anschließend ganz schlecht schläft und vom Best-of der dritten Dämonenschlacht träumt.

Am nächsten Morgen hat sich der respektlose Regent in spe die Braut geschnappt, um sein niveauloses Spektakel fortzuführen. Hierfür legt er nicht einmal während einer offiziellen Messe eine Pause ein. Sämtliche Teilnehmer atmen auf, als endlich der Turniermarschall den Fokus der Aufmerksamkeit auf die Wettkämpfe richtet und zu den (stumpfen) Waffen ruft. Zur allgemeinen Bestürzung will der windige Wendelmir allerdings auch mit Schwert und Schild antreten. Als standeshöchstem Kandidaten obliegt dem peinlichen Prinzen die Wahl des Gegners: Kurz mustert er das Teilnehmerfeld (wobei er nicht die Gelegenheit auslässt, Dragomir zu beleidigen) und wählt entgegen jeglicher Konventionen den Bräutigam, den er im Duell selbstherrlich abfertigt. Angesichts solcher Unverfrorenheit wäre selbst Glorana neidisch…

Wer sich mit ihm anlegt, dem blühen häufig schreckliche Dinge, mindestens aber blaue Flecken: Dragomir

Wendelmirs Knappe will seinem Herrn stilecht nacheifern und wählt aus dem Teilnehmerfeld einen scheinbar kampfunerprobten Holzfäller. Dieser quittiert affektiertes Duellgebaren allerdings mit einem saftigen Knockout. Beifall brandet auf. Schließlich wird auch Dragomir von einem hiesigen Knappen gefordert – der Kampf wogt ein wenig hin und her, bis der Söldner fair gewinnt und damit den Pokal für bestes Musterbeispiel in den Kategorien Tugend und Anstand verdient hätte.

Es folgen Duelle mit dem Zweihänder. Auch diese Wettkampfsparte kommt nicht ohne Eklat aus: Ein Ritter aus dem Gefolge Wendigo Wendelmirs fordert den Bräutigam, während es sich sein Chef zwischen Braut und Brautvater bequem gemacht hat (und wahrscheinlich nicht teilnimmt, weil er kein Zweihandschwert anheben kann). Die Braut befestigt ein Tuch als Glückbringer am Arm ihres Zukünftigen, das der räudige Ritter sogleich abzuschlagen versucht. Die Götter haben ein Einsehen und beenden das unwürdige Schauspiel mit 3-2 für den Bräutigam.

Es wundert niemanden, dass beim folgenden Wettbewerb – dem Bogenschießen – die ersten Teilnehmer ob der traumatischen vergangenen Stunden stark alkoholisiert auflaufen (könnte aber auch daran liegen, dass der Schluckspecht ein Zwerg ist). Finja belegt einen soliden vierten Platz und deckt sich danach auf dem Markt mit neuer Kleidung ein. Der Tag endet wie der Tag zuvor mit einem zünftigen Gelage bei den Gauklern in froher Erwartung des ersten Attentatversuchs auf Wendelmir.

Zitate

S.v. Finja: Gibt’s da noch weitere Einbeeren?

Meister: Nein. Deswegen heißt es ja Ein-Beere.


Meister zu Finja: Du bist Falknerin, kein Kräuterkundler.

S.v. Vitus (wenig hilfreich): Richte einen Falken so ab, dass er für dich Kräuter sucht!


Wirt: Hier gibt’s nur Rübensuppe.

Ulmia: Ich habe schon Schlimmeres gegessen.

Wirt: Wartet mal ab…


Lauriel: Ich füttere meinen Esel immer gut!

Ulmia: Mit den Salben, die Ihr mit Euch herumschleppt?


Lauriel: Es ist schön am Neunaugensee.

Meister: Probe auf Lügen!


Finja: Mein Name ist Finja.

Herold: Mit F oder mit V?

Finja: Wo ist der Unterschied?


Herold zu Lauriel: Ihr seid Magier?

Ulima (abschätzig): Irgendwie offenbar schon…


S.v. Finja über ihren grantigen Euler Rasputin: Vielleicht hab ich ihn einfach zur falschen Stunde gestört.

Meister: Vielleicht ist er auch einfach nur ein komischer Kauz.


Finja: Wollt ihr nicht zum Markt?

Dragomir: Nein! Da gibt man nur Geld aus, das man nicht hat.


Meister: Die Gaukler haben einen Käfigwagen dabei, der Untiere aus aller Welt enthält.

S.v. Ulmia: Wahrscheinlich Zwerge.